Pflanzenfarben für die Aquarell-malerei

Es gibt verschiedene Möglichkeiten,
Pflanzenfarben für die Aquarell-malerei herzustellen:

1. Warmauszug von Pflanzenmaterial:

Pflanzenmaterial wird mit heißem Wasser angesetzt oder evtl. ausgekocht (v.a. Rinden, Wurzeln, Samen).
Auf diese Weise entstehen konzentrierte Farbsäfte

2. Kaltauszug von Pflanzenmaterial :

Pflanzenmaterial (hier: Färberdistel/Saflor) wird mit etwas kaltem Wasser gemörsert und im Tuch ausgepresst
Hier kommst du zum Blog-Artikel der Historischen Färberpflanze „Färberdistel“

3. Pigmentherstellung mit einem möglichst weißen Trägermaterial

Pflanzensaft wird mit einem Trägermaterial (hier: weiße Tonerde) vermengt.
Es wird verdampft und getrocknet – bis am Ende ein eingefärbtes Pulver entsteht.

4. Pigmentherstellung durch Ausfällung

Nach Zugabe von Alaun wird die Pflanzenfarbe mit Natron ausgefällt. Am Ende wird der Rückstand getrocknet, gemörsert und man erhält ein tonerde-ähnliches, farbiges Pulver. Das Pigment kann nun für die Aquarellmalerei, Ölmalerei, Tempera und Co. weiter verarbeitet werden.

Am Ende erhältst du wunderbare Pflanzenfarben

„Geschmeidige Weiterverarbeitung“ von Farbsaft

Der Farbsaft kann mit Alaun (Metallsalz) versetzt werden, um diesen noch farbintensiver zu gestalten und die spätere Haftbarkeit der Farbe auf dem Papier zu verstärken. Mit entsprechenden Malmitteln, wie Gummi Arabicum, Honig und/oder Glycerin kann dann der Farbsaft zu einem geschmeidigen Farbauftrag verarbeitet werden.

Hier wurden z.B. Pflanzensäfte mit Alaun (Metallsalz), Gummi Arabicum, Honig und Glycerin angerührt.
Es wurde in Schälchen getrocknet und die Aquarellfarben können bei Bedarf mit Wasser angerührt werden.

Wenn du einfach mal spielen willst, ist die pH-Verschiebung der Pflanzensäfte
durch Zugabe von z.B. Natron oder Zitronensäure wunderbar!
Vor allem ist dies bei pH-sensiblen Pflanzenfarben möglich. Hierzu zählen Pflanzen,
die Anthocyane enthalten. Dann ist ein Farbspiel von z.B. lila nach blau oder rosa möglich.
Eines der klassischen Beispiele für das Spiel mit den pH-Werten ist der Rotkohl:

Farbspiele mit dem Rotkohl und Hibiskusblüten

Lichtechtheit

Nicht alle Pflanzen sind lichtecht. Manche Pflanzenfarben verblassen als Aquarellfarbe
auf dem Papier (und auch bei der Stoff- und Wollfärbung) – unter UV-Licht und Raumfeuchtigkeit – recht schnell.
Es gibt jedoch historische Färberpflanzen und insgesamt Pflanzen und Bäume, welche einen hohen Gerbstoffgehalt haben
und dadurch der Sonne und der umgebenden Raumfeuchte Stand halten.
Hier geht es zu: „Historische Färberpflanzen“.

Wer mit Pflanzenfarben experimentieren möchte, kann mit allen Pflanzen pure Freude erleben.
Die philosophische Frage, die man sich zwecks der Lichtechtheit stellen darf ist, ob immer alles dauerhaft zur Verfügung stehen muss oder ob man das Werden und Vergehen – als natürlichen Zyklus – anerkennt.
So zeigen sich manche Pflanzen für wenige Tage farbkräftig – andere Pflanzen leuchten wiederum einige Zeit länger.

Achtsamkeit in der Natur

Wenn Du in der Natur sammelst: Sammle bitte nur das, was Du wirklich die Herstellung benötigst.
Für meine Farb-Tiegelchen benötige ich höchstens eine kleine Handvoll Blüten oder Blätter.
Zudem kannst Du auf gekaufte Bio-Tee-Kräuter oder Pulver zurückgreifen.

Im besten Fall, hast Du einen Balkon oder einen Garten. So hast Du die Möglichkeit,
die Pflanzen anzusiedeln und während des Wachstums zu beobachten.
Eventuell kannst du die Färberpflanze sogar in der Ernährung integrieren oder z.B.
ein Sälbchen herstellen (Infos hierzu folgen) und zudem kannst Du nun auch
ein paar Blüten oder Blätter für die Farbherstellung verwenden.
So ist die Pflanze – mit Allem, was diese in sich trägt – ein wertvoller und farbenfroher Schatz.


Hier kommst du zum Blog-Artikel: „Magie der Pflanzenfarben“

Hier kommst du zum Kartenset „Das kleine Naturwesen Zimbelfein“, das von mir liebevoll mit Aquarell-Pflanzenfarben gestaltet wurde 🙂


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